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Altkleidercontainer versinken im Müll

Zu diesem Thema gab DRK Vorstand Jan Schweiger in der letzten Woche (30.10.2025) der Leipziger Volkszeitung ein Interview.

Gemeinsam mit Reporterin Clara Geilen verschaffte er sich ein Bild bei einem von über 60 Altkleidercontainern, welche unser Kreisverband in Delitzsch und Umland aufgestellt hat. „Der Standort Lessingstraße ist so einer, wo wir kurz davor sind, den Container wegzunehmen“, berichtet Jan Schweiger. Spuren eines Aufbruchversuchs sind noch deutlich zu sehen. Vandalismus ist neben der Vermüllung ein weiteres Problem. Das Gute aber: „Immer mehr Menschen suchen den direkten Kontakt zu unseren ehrenamtlichen Helfern der Kleiderkammer in der Eilenburger Straße, um gut erhaltene Sachen abzugeben“, lobt Schweiger die Delitzscher.


Das LVZ-Interview in voller Länge:

Das DRK Torgau hat es vorgemacht und seine Container eingezogen. In Delitzsch gibt man sich noch ein Jahr. Ist das Problem noch in den Griff zu bekommen?

Ein Sack Textilien liegt aufgerissen neben dem Altkleidercontainer. Jan Schweiger schiebt mit dem Fuß die oberen Kleidungsstücke beiseite – zum Vorschein kommt verdreckte, getragene Unterwäsche. Der Sack wurde mutmaßlich aus der Einwurf-Luke gezerrt, vielleicht wurde er auch von Vornherein neben dem Container in der Rudolf-Breitscheid-Straße abgestellt.

„Das ist hier so ein Standort, wo wir kurz davor sind, den Container wegzunehmen“, erzählt Schweiger. Er ist einer von zwei Vorständen beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Delitzsch, das die Kleidersammlung betreibt. Regelmäßig gebe es hier Probleme mit Vermüllung. „Die Leute nutzen es halt aus.“ So ist es an vielen Standorten, manchmal müssen sie auch ausgebrannte Container abbauen – es kommt vor, dass Böller hineingeworfen werden.

„In den letzten vier Jahren haben wir sechs Stellplätze wegrationalisiert.“ 60 betreut das DRK Delitzsch im Landkreis nun noch – Torgau ausgenommen. Der Kreisverband Torgau/Oschatz hatte vor Kurzem seinen Rückzug verkündet, an der Elbe ist ab sofort Schluss mit DRK-Altkleidercontainern. „Über die Hälfte der abgegebenen Kleidung war zuletzt unbrauchbar und musste kostenpflichtig entsorgt werden“, erklärte der Kreisverband.

Auch in Delitzsch schwebt ein Damoklesschwert über der Kleidersammlung. „Wir haben gesagt, wir gucken uns das ein Jahr noch an.“ Gemeinsam mit dem Präsidium solle nächstes Jahr entschieden werden. „Im Moment weiß keiner so richtig, wo die Reise hingeht mit der Altkleidersammlung“, erzählt Jan Schweiger.

Immer mehr Menschen würden auf den direkten Kontakt zu den Ehrenamtlichen des DRK setzen: „Die Kleiderkammer hat regen Zulauf“, berichtet Schweiger. Dort werden Fragen beantwortet und die Spenden händisch sortiert. Im Regelfall wird alles abgenommen.

DRK hat in Delitzsch schon Container eingezogen

Ein anderer Container in der Lessingstraße, ebenfalls im Delitzscher Norden, ist auch ein Sorgenkind. In der Vergangenheit hatte jemand versucht, ihn aufzubrechen, das Dach über der Luke ist noch immer leicht abgehebelt. Oft komme das nicht vor. „Aber mir wurde schon berichtet, dass abends Leute mit Taschenlampen kommen und darin herumwühlen“, sagt Schweiger. Das Hineinklettern in solche Container ist allerdings lebensgefährlich – entsprechende Hinweise sind außen angebracht.

Ebenfalls zu lesen ist auf den Luken der Sammelbehälter, was alles hineindarf. Aber Beachtung finden diese Vorgaben nicht immer. „Mir kamen schon die Ratten entgegen“, berichtet er. Essensreste im Container hätten die Tiere angelockt. Auch benutzte Windeln, Glasscheiben, mit Farbe oder Chemikalien durchtränkte Stoffreste werden darin entsorgt.

„Wünschenswert ist, alles in Säcke zu verpacken“, erklärt Schweiger. Damit können die Spenden auch vor Kontamination bei unsachgemäßem Gebrauch geschützt werden. Einmal musste das DRK auch entsorgte tote Enten bergen. „Da muss man wirklich Handschuhe tragen“, fasst es Schweiger zusammen.

Deshalb gibt es Standorte, wo das Rote Kreuz die Container längst eingezogen hat. In der Schkeuditzer Straße beispielsweise. Da gibt es jetzt nur noch Sammelstellen privater Anbieter.

Wöchentlich drei bis vier Tonnen Textilien

Im Gebiet des DRK Nordsachsen kommen pro Woche drei bis vier Tonnen Kleidung zusammen. Die Helfer des Rotkreuzes suchen die Teile heraus, die sie in der Kleiderkammer gut gebrauchen können. Im Vorjahr gab die Kammer 28.000 Kleidungsstücke weiter. Auch Bedürftige in Krankenhäusern oder der Obdachlosenunterkunft versorgt das DRK Delitzsch mit.

Den Rest nimmt ein Unternehmen aus Wolfen zur Weiterverwertung entgegen. Dort werde erneut sortiert und brauchbare Kleidung verschifft, um vorrangig auf dem afrikanischen Kontinent zu Geld gemacht zu werden. Der Ausschuss werde etwa zu Putzwolle verarbeitet.

Nicht alle Kreisverbände hätten verlässliche Abnehmer, der Markt sei zusammengebrochen, viele Unternehmen pleite – oft würden die gemeinnützigen Sammlungen auf der Kleidung und dem Abfall sitzenbleiben. „Wir haben zum Glück einen Abnehmer. Der zahlt auch. Aber natürlich nicht das, was wir eigentlich bräuchten, wenn man die Fahrten und das Personal betrachtet“, erklärt Schweiger.

Vor der Luke des Kleidercontainers im Schachtweg liegt ein klumpiges Kopfkissen. Die Mühe, es hineinzuwerfen, hat sich niemand gemacht. „Das ist Müll“, so Schweiger. Auch der gefaltete Teppich und der einzelne Handschuh, die sich im Inneren verbergen, werden wohl nicht mehr gebraucht. Höchstens als Dämmmaterial oder Putzwolle könnten sie ein Comeback feiern. Die Wissenschaft arbeitet an einem Verfahren, wie man gemischte Fasern trennen und wiederverwenden kann. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.


Text und Foto: Clara Geilen, „Altkleidercontainer versinken im Müll“ vom 30.10.2025 in der LVZ, Regionalausgabe Delitzsch-Eilenburg

Bildunterschrift: Jan Schweiger beim Leeren der Altkleidercontainer. Bei diesem in der Lessingstraße gab es in der Vergangenheit einen Einbruchsversuch. Vandalismus und Müll haben an einigen Standorten schon dafür gesorgt, dass das DRK die Behälter eingezogen hat.

 

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