Millionen-Investition: Neue Rettungsfahrzeuge für Delitzsch und Umgebung
Thomas Meißner zeigt, welchen Unterschied zehn Zentimeter Höhe ausmachen: Im Rettungstransportwagen (RTW) bisheriger Bauart, kann der 1,98-Mann höchstens unter der Dachluke aufrecht stehen.
Dabei ist auch dieses Fahrzeug nicht alt und „blanker Luxus“ gegenüber seinen Vorgängern, so der stellvertretende Leiter des DRK-Rettungsdienstes Delitzsch. Aber am neuen RTW ist es nochmal ganz anders.
Am Dienstag wurde in Delitzsch eine ganze Flotte neuer Einsatzfahrzeuge für Rettungsdienst und Katastrophenschutz in Nordsachsen übergeben. Für insgesamt 1,15 Millionen Euro gab es da ein neues Notarzteinsatzfahrzeug, drei Krankentransportwagen, einen Gerätewagen für den Katastrophenschutz und drei der RTW in neuer Ausführung. Erstmals hat der Landkreis RTW mit Wechselkoffersystem angeschafft. Heißt: Der quaderförmige Container hat zum einen mehr Platz für Medizintechnik und Kopfhöhe für die Mitarbeiter. Es gibt nun rechts und links vom Patienten Betreuungsplätze, die während der Fahrt besetzt sein können. Zum anderen lässt sich dieser „Koffer“ einfach auf ein anderes Fahrgestell montieren, wenn das mal in die Jahre gekommen sein sollte. Das hilft am Ende, Kosten zu sparen, obwohl die Anschaffung teuer war.
Ein RTW geht in die Rettungswache Zwochau, einer nach Krostitz und der Dritte nach Trossin. „Meine Gebete wurden erhört. Der Hersteller baut diese Fahrzeuge mit Handwerkskunst und richtig sicher“, stellt Thomas Meißner fest. Er war bei der Abnahme dabei. Sie dauerte drei Tage. Eine 40-seitige Liste musste nach und nach durchgegangen werden.
Bei allen Fahrzeugen wurde gelobt, dass die Gerätschaften nun viel übersichtlicher verstaut sind. So hatte die Übergabe etwas von weihnachtlichem Päckchen-Auspacken. Überall noch eine Box, in der sich ein neues, funktionelles Wunderwerk für den Fall der Fälle verbarg. Ein spezieller Kindernotfallkoffer ist überall mit an Bord, zeigt Rettungsdienstleiter Andreas Schulze beim DRK-Kreisverband Delitzsch. „Solche Beatmungsgeräte haben sich in der Corona-Zeit bei uns immerhin zwei, drei Mal bewährt“, erzählt er. Auch die Patienten, die aus Italien nach Leipzig geflogen wurden, hatten Rettungsdienstmitarbeiter aus Nordsachsen transportiert, weil der Flughafen auf dem Terrain des Landkreises liegt. „Das hat geholfen, ein Gefühl für die Situation zu bekommen.“ Auch das neue Notarzt-Einsatzfahrzeug ist jetzt funktionaler. „Hier ist jetzt sogar Platz, um etwas zu schreiben“, zeigt Dr. Claudia Pott, Ärztliche Leiterin Rettungsdienst Nordsachsen, die Einbauten. Und sie freut sich, dass Lucas III nun an Bord ist. Ein Gerät, das in der Lage ist, unendlich lang eine Herz-Druck-Massage auszuführen und das auch während der Fahrt.
Alle Fahrzeuge bekamen ein einheitliches Design. Diesmal sind die neuen Fahrzeuge sogar mit Nordsachsen-Silhouette versehen. „Das finde ich auch gut, das zeigt die Verbundenheit“, lobt Thomas Meißner. Trotz aller Freude über die Anschaffung wünschte Landrat Kai Emanuel (CDU) den Nutzern, „möglichst wenige Einsätze und wenn mit positivem Ergebnis“.
Text: Heike Liesaus, Leipziger Volkszeitung vom 03.06.2020, „Helfer fahren jetzt mit Lucas III und Wechselkoffer / Millionen-Investition: Neue Rettungsfahrzeuge für Delitzsch und Umgebung werden übergeben“