LVZ: Katastrophenhelfer seit 1992 von Delitzsch aus im Einsatz
Am Freitag (04.11.2022) wurde das 30-jährige Bestehen des Einsatzzuges gefeiert.

Dabei gab es viel Lob, aber auch kritische Punkte kamen zur Sprache. „Kaffee kochen kann ich“, so leitete Patrick Paproth, Präsident des DRK-Kreisverbandes Delitzsch, seine Ansprache ein. Am Freitag wurde im ehemaligen Delitzscher Kino Markt 20 der 30. Jahrestag der Gründung des Katastrophenschutz-Einsatzzugs zuerst mit einem Festakt, später mit einer Party gebührend gefeiert.
In der Feldwebel-Boldt-Kaserne begann damals die Arbeit
Die Kaffeekoch-Fähigkeit habe er fürs DRK 2007 erstmals beim Metal-Festival With Full Force in Roitzschjora eingebracht, so Paproth. Und er habe gelernt, was Ehrenamt, Team und Herzblut bedeuten. Er habe seitdem auch die Strukturen kennengelernt und deren Veränderungen. Sicher lasse sich vieles noch mit Handschlag besiegeln, aber heute seien danach zehnfache Beantragungen und 40-fache Beglaubigungen gefragt. Es sei nötig, von Bundes, Landes- und Regionalverträgen wieder unabhängiger zu werden. „Wir benötigen wieder freie, verbandseigene Mittel, um starke Partner zu sein und zu bleiben.“
Was im Jahr 1992 mit gebrauchten Fahrzeugen und Material in der Feldwebel-Boldt-Kaserne begann, setzte sich in zwei Garagen ohne Umkleide und Heizung am Kyhnaer Weg fort. 1998 zog der Einsatzzug, der damals noch Betreuungszug hieß, zur DRK-Geschäftsstelle in die Eilenburger Straße 65 um. Inzwischen sind Gebäude und Gelände dazugekauft, konnte auch der Betreuungszug Fahrzeuge und Material an einem Ort zusammenführen. Wenn früher Zelte mit Stangen und „gefühlt 5000 Heringen“ aufgestellt wurden, werden sie heute bereitgelegt und aufgeblasen. Statt des Schneeballsystems, über das sich die Mitglieder mündlich benachrichtigten, gibt es jetzt die digitale Alarmierung per Pager.
Der Zug war unter anderem bei der Flutkatastrophe 2002 in Eilenburg im Einsatz, als aus dem erwarteten Einsatztag am Ende vier Wochen wurden. Auch bei der Flut 2013 wurde in Löbnitz, Eilenburg und Torgau geholfen. Der Einsatzzug sicherte bereits den Tag der Sachsen oder das LVZ-Fahrradfest am Störmthaler See ab, war zuletzt beim Brand in der Sächsischen Schweiz gefordert.
Die Zahl der Mitglieder ist stetig von 12 auf 59 Männer und Frauen gewachsen. Allerdings bekam die Aufwärtskurve einen Knick – mit der Abschaffung der Wehrpflicht. Junge Männer konnten sich bis dahin als Ersatz für einige Jahre für die Mitwirkung bei den Hilfsorganisationen verpflichten. Und viele blieben. „Wir haben trotzdem immer noch Zulauf“, so Kreisbereitschaftsleiter Robert Kirchhof. „Aber es wird schwerer.“
Viel Lob, aber auch Kritik an der schwierigen Finanzierung
„Es ist nicht gut, dass es Katastrophen gibt, deren Ursachen noch dazu vielfach menschengemacht sind. Aber es ist gut, dass es eine solche Organisation wie den Katastrophenschutz-Einsatzzug gibt“, – so brachte es Jens Kabisch, der zweite Beigeordnete des Landrates Nordsachsen, auf den Punkt. Auch im aktuellen Geschehen seien die Helfer gefragt. Dennoch sei es schwer, die viel gelobte ehrenamtliche Tätigkeit zu finanzieren, so der Delitzscher Bürgermeister Thorsten Schöne. Und er wisse, aus seiner Zeit im Vorstand des DRK-Kreisverbandes, dass Ehrenamtliche Technik und Ausrüstung zum Teil selbst finanzieren. „Wenn dann zu lesen ist, dass jeden Monat Mittel zur Förderung unter anderem für gendergerechte Sprache ausgelobt werden, ärgert mich das sehr.“
Text: Heike Liesaus, Leipziger Volkszeitung, Lokalteil Delitzsch-Eilenburg vom 05.11.2022