Es geht um die Wurst
Reporterin und Feuerwehrfrau Christine Jacob aus Delitzsch weiß aus eigener Erfahrung, was das beste Essen für Feuerwehrleute ist – eine Bockwurst, zubereitet nach Großeinsätzen von den ehrenamtlichen Rotkreuzhelfern des DRK Einsatzzuges.
Ein Abdruck aus der Leipziger Volkszeitung vom 17.01.2020.
„Es heißt, der Espresso am Brenner sei besonders gut – wenn nicht gar der beste. Erklärt wird das auch damit, dass die Maschine immer so gut am Dauerlaufen ist. Ich erkläre es mir damit, dass man einiges an Autobahnstrapazen hinter sich hat, weshalb man in dem Moment so ziemlich alles ziemlich gut finden würde, was irgendwie stärkt. So ähnlich erkläre ich mir, dass Bockwurst – kurz BoWu – zu meinen liebsten Speisen gehört.
Wann immer meine Mutter früher fragte, was sie leckeres kochen soll, habe ich garantiert nie mit „Bockwurst!“ geantwortet. Bockwurst. Wie das schon klingt. Dazu muss man wissen, dass ich mal vegetarisch und eine Weile vegan gelebt habe. Jetzt aber finde ich Bockwurst – mit Verlaub – ziemlich geil. Ich bin seit fast zwei Jahren bei der Feuerwehr aktiv, im vergangenen Jahr habe ich mehr als 100 Einsätze und einige Großfeuer mitgemacht. Es geht dabei um die Wurst. Diesen Einsätzen ist neben Übermüdung,
Muskelkater und Schweißverlust gemein, dass am Ende eine lukullische Belohnung wartet, die man mit von Trüffelschäumchen garniertem Kaviar nicht erreicht. Es gibt Bockwurst. Gebracht wird sie von den ehrenamtlichen Kräften der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG), die sich (Danke, liebe SEG!) unter anderem um die Versorgung kümmert. Bockwurst. Das klingt nach Stunden im Einsatz nach dem Himmel auf Erden. BoWu wärmt, nährt und stärkt. BoWu hebt Laune und Moral. Wie der Mampf, so der Kampf. Man bekommt so eine BoWu, die schon einige Zeit im Kessel verbracht hat. Die BoWu hinterlässt mit ihrem Schwitzwasser einen leicht wurstwasserfarbenen Abdruck im Brötchen, welches ebenfalls das beste der Welt ist – nix Chia-Superfood-Krams. Wenn man Glück hat, ist die Wurst aufgeplatzt und man kann die Senffuge verwenden. Ketchup geht gar nicht. In der Not schmeckt die Wurst ohne Brot. Als nach einem solchen Einsatz mal Berge von Brötchen aber keine Bockwürste mehr da waren, hätte ich fast geheult. Dann wurden welche aufgetrieben. Ich habe gleich vier gegessen. Sicher ist sicher.“ Christine Jacob